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Geartalk - Oktavreinheit


Photo: Kai
Der bekannte, einfache "Blechwinkel" als Bridge eines Jazz Basses.

Die Oktavreinheit wird landläufig auch als Bundreinheit beschrieben. Ein Instrument - hier unser Bass - ist dann bundrein, wenn die einzelnen Bünde physikalisch korrekt, also mit dem richtigen Abstand auf dem Griffbrett eingelassen wurden und damit beim Herunterdrücken der Saite an entsprechender Stelle auch exakt der gewollte Ton entsteht und gemessen werden kann.

 

Ich bin zu wenig Physiker, um die Schwingungsverhältnisse einzelner Töne und Frequenzen auf den jeweilig korrekt bemessenen Bundabstand fehlerfrei zu schildern. Deshalb erlaube ich mir eine Verlinkung mit der entsprechenden Formelangabe.

 

Ob Dein Bass oktavrein ist und wie Du das feststellst, erkläre ich Dir jetzt.

 

Zunächst stimmst Du Deinen Bass mit einem digitalen Stimmgerät. Diese sind besonders genau. Besonders genau gelingt Dir die Stimmung Deines Instrumentes, in dem Du im 12. Bund den Flageoletton anspielst. Flageolets sind jene Obertöne, die Du bauartbedingt in bestimmten Lagen auf Deinem Bass spielen kannst. In diesem Fall ist es der 12. Bund, der unsere Aufmerksamkeit erhält.

 

Einen Flageolet spielst Du, in dem Du Deinen Finger der Greifhand exakt auf den 12. Bund, also das 12. Fret legst. Nicht herunter drücken, sondern sachte den Finger drauflegen. Es erklingt der jeweilige Ton ohne seine Partialtöne*.

Mit diesem Ton stimmst Du Dein Instrument Saite für Saite genau ein. Immer am 12. Bund.


Intermezzo

Zum Stimmen Deines Basses gibt es eine kleine Hilfe. Stimme Dein Instrument stets von "unten", also von tonal tief nach "oben". Indem Du nach "oben" stimmst, nimmst Du langsam Spannung auf die jeweilige Saite. Dies hält Deinen Bass nach dem Stimmen stimmungsstabiler, als es umgekehrt zu machen. Stimmst Du von "oben" nach unten, bleibt oft eine kleine Restspannung, die sich erst beim späteren Spielen einpegelt / löst. Dann ist der Bass manchmal wieder verstimmt.

Besonders bei Bässen mit den traditionellen offenen Stimmmechaniken und dem Stringpin für die D- und G-Saite ist diese Herangehensweise ratsam.

 


In Ordnung. Jetzt hast Du alle Deine Saiten einmal durchgestimmt. Spiele ein paar Basslines oder ähnliches über all Deine Saiten, um danach die Stimmung erneut zu kontrollieren. Gegebenenfalls korrigierst Du sie.

 

Jetzt kommen wir endlich zum eigentlichen Thema:

dem Überprüfen der Oktavreinheit!

 

Spiele nun im 12. Bund einmal den Flageoletton und danach den richtig gegriffenen Ton. Ebenfalls im 12. Bund. Achte dabei darauf, dass Du mit dem Finger der Greifhand möglichst nahe am 12. Bund bist. Denn hier liegt der jeweilige Ton und nicht etwa wie manche glauben, zwischen den Bundstäbchen.

Damit ich möglichst präzise bin, setze ich meinen Finger der Greifhand senkrecht mit dem Fingernagel auf die jeweilige Saite kurz vor den 12. Bund und drücke sie herunter.

Beide Töne sollten jetzt identisch sein, das heißt, der Ausschlag beim Stimmgerät an der selben Stelle stehen. Ist dies der Fall: Bravo! Dein Bass ist an dieser Stelle bundrein.

 

Ist dies nicht der Fall, gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Der Ausschlag des gegriffenen Tons ist im Vergleich zum korrekt gestimmten Flageolet zu hoch.

Dann  schraubst Du das Saitenböckchen mit einem Schraubendreher in Richtung Korpusende, also nach hinten.

 

2. Der Ausschlag des gegriffenen Tons ist im Vergleich zum korrekt gestimmten Flageolet zu niedrig.

Hier ist das Böckchen weiter in Korpusmitte, also in Richtung Pickups zu schrauben.

 

Gehe kleinschrittig vor und stimme regelmäßig nach.

Ich drehe meist nur 2 komplette Drehungen, kontrolliere dann und reguliere gegebenenfalls nach, anstatt gleich mit 5-6 ganzen Drehungen nachher über's Ziel hinaus zu schießen.

 

Bei Variante 1 erhöht sich die Saitenspannung und damit die Stimmung. Nachstimmen ist angesagt.

Bei Variante 2 verringert sich die Spannung. Ach hier nach stimmen. 

 

Erst dann vergleichst Du erneut.

Irgendwann sollten beide Vergleichstöne im 12. Bund einigermassen identisch sein. Dann hast Du es geschafft.

 

Du kannst die Oktavreinheit übrigens in jeder Lage, also auf jedem Bund Deines Basses überprüfen, in dem Du z.B. den 3. Bund auf der E Saite spielst (gedrückt) und dann die Okatav im 5. Bund auf der D Saite. Mache das nacheinander. Dann kommt das Stimmgerät auch nicht durcheinander. Außer Du nutzt den Polytune. Ich nutze dieses Stimmgerät als Bodenstimmgerät für solche Momente besonders gern, weil es echt präzise ist und die Stimmung mehrerer Saiten gleichzeitig anzeigen kann. (Nein, ich bekomme keine Werbeboni dafür). :)

 

 

Am Ende darfst Du eines nicht vergessen:

Dein Bass ist ein Naturprodukt und die Produktion eines Musikinstrumentes verläuft bei aller Automatisierung und Technisierung nie haarklein identisch ab. Jedes Instrument ist verschieden und damit auch seine Klanggestalt.

Die 100% korrekte Oktavreinheit in jeder Lage auf jeder Saite Deines Basses wird es nicht geben. Das liegt in der Natur der Sache.

 

 

 

Zum Ende möchte ich eine Veränderung im Blog ankündigen:

Ich reduziere die Frequenz von wöchentlich auf einmal im Monat. Was bleibt: der Blog erscheint Sonntags. Und zwar immer am ersten Sonntag im Monat.

Der nächste also am 02.10.

 

Bis dahin stay tuned!


*Der klingende Ton eines akustischen Instr. setzt sich neben seinem Grundton stets aus einer Vielzahl von Teiltönen zusammen. Diese färben den eigentlichen Ton und sind mit verantwortlich für seinen Klangcharakter. Flageolets sind einzeln isolierte Obertöne, wenn man so will und daher für das saubere Stimmen des Instr. besonders gut geeignet.

Natürliche Flageolets gibt es auf dem Bass auch im 5., 7. und 9. Bund aller vier Saiten.

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