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Geartalk - Stimmen


Bild: Kai
Digitales Stimmgerät zum Anklemmen an die Kopfplatte.

Das richtige Stimmen Deines Instrumentes gehört zu den Basics und ist als Beginnerthema zu sortieren. Bereits im Blockflötenunterricht wird dem Schützling beigebracht, dass das vorherige Einstimmen des Instrumentes unerläßlich für eine gemeinsame Probe ist. Nichts klingt schräger als unsauber gestimmt im Ensemble zu spielen.

 

 

Bei der Blockflöte zählt zuvor: Wärme sie auf, in dem Du sie einige Zeit am Körper trägst. Dies entspricht ungefähr der späteren Spieltemperatur.

Ähnlich ist es beim Bass.

Kommst Du beispielsweise mit Deinem Instrument im Winter von einer längeren Fahrradfahrt in den Proberaum, macht es Sinn, Deinen Bass vor dem Stimmen erstmal aus der Tasche zu nehmen und ihn einige Minuten stehen zu lassen. Nicht vergessen: Dein Instrument ist ein Naturprodukt und reagiert - ähnlich wie Du - auf Temperatur-schwankungen.

Zum Beispiel wirst Du feststellen, dass sich Dein Bass im Sommer in etwas tieferer Stimmung befindet. Es ist warm, das Material wird geschmeidiger und weicher. Es gibt nach, die Halskrümmung verändert sich minimal. Im Winter ist es dann das Gegenteil: das Instrument wird durch die Kälte härter, nimmt mehr Spannung an und dadurch kann es zu einer ungewollt höheren Stimmung kommen. Noch eindrucksvoller wird die Stimmungsveränderung durch Temperatur bei Gitarren.

 

 

Welche Möglichkeiten zum Stimmen hast Du?

 

Das Telephon ;)

"Das teuerste Stimmgerät ist das Freizeichen Deines Festnetztelephons", sagte mir vor vielen Jahren mal ein Musikalienhändler. Das war vor dem Einzug der digitalen Smartphonetechnologie. Viele Jahre her und ich war als Anfänger auf der Suche nach dem passenden Stimmgerät. Das Freizeichen der Festnetztelephon hatte damals ziemlich genau die Frequenz von 440hz, was dem Kammerton a entspricht.

 

Das elektronische Taktell

Neben dem klassischen mechanischen Taktell gibt es diese Dinger natürlich längst als elektronische Variante. Oft haben die den Kammerton a als stehenden "Summton" eingebaut. Danach kannst Du Deinen Bass auch stimmen.

Nachteil: Dein Bass klingt tief und der Taktellton klingt hoch. Schwierig für ein ungeübtes Ohr. 

Vorteil ist der Nachteil: es übt Dein musikalisches Ohr.

 

Das digitale Stimmgerät

Das Einfachste ist das Stimmen Deines Basses mit einem digitalen Stimmgerät. Entweder Du wählst einen Bodeneffekt als Stimmgerät oder Du greifst zu einer preiswerteren Variante und nimmst ein Stimmgerät zum Einstöpseln. Besonders praktisch und einfach im Handling sind diese Klemmstimmgeräte, die Du oben an der Kopfplatte befestigst (siehe Photo oben).

Ihr Vorteil: sie können am Instrument bleiben und müssen nicht ein- und ausgestöpselt werden und sind nicht weiter im Weg. Sie funktionieren über Schwingungen und nicht über den ausgegebenen Ton.

Bei den Bodeneffektstimmgeräten schleifst Du Dein Basssignal durch die Tretmine. Beim Stimmen muten die häufig das Signal, klemmen es also ab, bevor es in den Amp geleitet wird. Das entspannt den Krachfaktor im Proberaum. Die Anzeigen dieser Stimmgeräte sind besonders bei schlechten Lichtverhältnissen echt praktisch. Einige dieser Stimmgeräte für den Boden arbeiten extrem präzise und vor allem auch polyphon. Bedeutet: Du kannst alle Saiten gleichzeitig anschlagen und das Gerät zeigt Dir an, welche Saite zu hoch, zu tief oder korrekt gestimmt ist. Geht schnell.

 

Wer Bock auf Diskolicht a la K.I.T.T. aus Knight Rider hat, gönnt sich einen Racktuner (19"). Vorteile: Auch Blindfische sehen jetzt, was Sache ist. Auffallen um jeden Preis. Du wirst endlich mal Dein Geld los.

Ok, Spaß bei Seite. Auf großen Bühnen mögen diese Dinger echt Sinn machen. So richtig durchgesetzt haben sich die Dinger aber nie und wirken auf mich heute eher als obligatorische Wiederneuauflage eines Protzreliktes der '90er Jahre.

 

Generell gilt: Ein digitales Stimmgerät ist präziser als ein Analoges. Die Analogen gibt es auch kaum noch auf dem Markt.

 

Stimmen nach Gehör

Im Proberaum kannst Du Dir vom Keyboarder oder dem bereits gestimmten Gitarristen einen Referenzton geben lassen. Das ist in aller Regel der Kammerton a. Lass Dir das a vom Gitarristen auf der A-Saite (Leersaite) geben und spiele in den klingenden Ton des Gitarristen Dein a auf dem Bass drüber. Am besten wählst Du den gegriffenen Ton a im 12. Bund oder noch besser: den Flageoletton im 12. Bund. Das ist genauer und klarer im Klangergebnis.

Wenn beide Instrumente in der gleichen Frequenz schwingen, seid Ihr gestimmt. Es entsteht ein stehender, gemeinsamer Ton. Beide Schwingungen decken sich.

Ist dies nicht der Fall - und das ist oft so -, dann wabern die beiden Töne in Wellenbewegungen übereinander, gehen auseinander, treffen sich wieder und so weiter. Je kürzer diese Wellenbewegung, desto weiter bist Du weg vom Referenzton. Je länger die Wellenbewegung, desto näher dran bist Du.

Das mußt Du üben, ist aber gut für's musikalische Gehör und macht Dich sicherer beim Hören.

 

Die Stimmgabel

Kennst Du vielleicht noch aus Omas Zeiten. Lag meist neben dem mechanischen Taktell auf dem Hauspiano in der Wohnstube. Ist aus Metall, am einen Ende hälst Du es und am gegenüberliegenden Ende zweigen sich zwei Klangarme ab. Diese schlägst Du z.B. am Fingerknöchel an und hälst Dir die Gabel ans Ohr oder setzt sie mit dem Griffende auf eine Tischplatte o.ä. Diese dient dann als Resonanzkörper und verstärkt den Ton. 

Hier gehst Du beim Stimmen ähnlich wie mit dem Gitarristen vor.

Der Nachteil: Du hast nur zwei Hände und die Stimmgabel hört auf zu klingen, wenn Du sie bei Seite legst, um Deinen Bass zu stimmen. Außerdem klingt die Stimmgabel recht hoch, was zum Bass klanglich schnell irritierend wird für Beginner.

Andererseits ist diese klassische Art des Stimmens eine prima Übung für Dein Gehör. Da Du die Stimmgabel zum Stimmen des Basses weglegen mußt, bist Du angehalten, den Referenzton im Ohr zu behalten. Das schult Dein Gehör und könnte als erste Gehörbildungsstunde bezeichnet werden.

 

 

Richtig Stimmen

Kann doch nicht so schwer sein. Nö, stimmt. Dennoch gibt es ein, zwei Tips zu beachten, die Dir das richtige Stimmen erleichtern.

Im Blogbeitrag zur Oktavreinheit habe ich dazu bereits ein bischen was gesagt. Wenn Du Deinen Bass stimmst, stimme stets tonal von "unten", also von tiefer noch "oben", also hoch. Dein Bass bleibt so nach dem Stimmen stimmungsstabiler. Wenn Du von "oben" nach "unten" stimmst, kann es sein, dass der Bass beim späteren Spielen noch Stimmspannung an der Saite abbaut und tiefer klingt, sich also verstimmt. Dies kommt besonders bei Bässen mit den klassischen, offenen Stimmmechaniken (z.B. bei Jazzbässen) zum Tragen. Auf der D- und G-Saite haben einige Bässe den Stringpin, der für den nötigen Saitenauflagedruck beim Sattel sorgt. Gute Sache. Aber manchmal bleiben die beiden Saiten beim Runterstimmen minimal "hängen" am Pin und regulieren sich erst später beim Sielen mit ihrer Spannung.

 

Also immer von tief nach hoch stimmen!

 

Einige Stimmgeräte reagieren auf die tiefen Frequenzen Deines Instrumentes mit einer irritierten Stimmnadel. Ja, wir Tieftöner haben es schon schwer. Die Stimmgeräte sind eher für Gitarre und so konzipiert.

Bediene Dich hier wieder dem Flageoletton im 12. Bund. Du wirst sehen, das ist eindeutiger und Dein reagiert Stimmgerät ruhiger und eindeutiger. :)

 

Das Stimmen des Basses mit Flageolets

Angenommen Du stehst im Proberaum und einer Deiner Kollegen gibt Dir nen Referenzton zum Stimmen. Also z.B. das a. Und das war's. Mehr nicht. Kein Problem, denn Du weißt, Du kannst jetzt mit der gestimmten A-Saite Deine übrigen Saiten darauf abstimmen. Das geht besonders sicher und präzise mit unseren bereits erwähnten Flageolettönen.

 

So geht's:

Erzeuge Deinen Referenzton als Flageolet im 7. Bund auf der gestimmten A-Saite und lasse ihn klingen. Erzeuge dann auf der E-Saite im 5. Bund ebenfalls einen Oberton. Auf beiden Saiten klingt das E. Achte nun auf Schwingungsabweichungen. Ist die Wellenbewegung langsamer, nährst Du Dich der richtigen Stimmung an. Wenn die Schwingungen sich decken und keine Wellenbewegung mehr zu hören ist, bist Du im Tune.

Das setzt Du im 7. Bund auf der D-Saite mit Referenzton im 5. Bund auf der A-Saite fort. Und am Ende dann für die G-Saite im 7. Bund und auf der D-Saite im 5. Bund.

Damit die G-Saite korrekt gestimmt werden kann, ist es wichtig, dass die D-Saite bereits präzise auf die A-Saite abstimmt wurde.


bild: Kai
Beispiel für ein elektr. Taktell mit Referenzstimmton.

Der nächste Beitrag in meinem Blog erscheint am 06.11.

In gewohnter Tradition an einem Sonntag. Es gibt noch ein bischen was aus der Rubrik "Geartalk" zu erzählen. Aber vielleicht ist mir auch mal wieder nach "Lieblingsalben...".

 

Stay calm and tuned bis dahin!

 

Euer Kai

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